Grundlage dieses Beitrags sind folgende Publikationen:

  • Schmitz, Anika. (2018). Erstellung eines templatebasierten Prozesses zur Durchführung des Human Centered Designs. Bachelorarbeit. Hochschule Emden/Leer
  • Holt, Eva-Maria; Winter, Dominique; Thomaschewski, Jörg (2012): Von der
    Idee zum Prototypen. Werkzeuge für die agile Welt. Usability
    Professionals 2012. Konstanz, 09.09.-12.09.2012. Stuttgart: German UPA. S. 22–27.
  • Winter, Dominique; Holt, Eva-Maria; Thomaschewski, Jörg (2012): Persona driven agile development. Build up a vision with personas, sketches and persona driven user stories. In: Proceedings of the 7th conference Information Systems and Technologies (CISTI). Madrid.
  • Hellmers, Jens; Thomaschewski, Jörg; Holt, Eva-Maria; Wriedt, Thomas (2012): Usability evaluation methods for a scientific internet information portal. In: Journal of Universal Computer Science (JUCS) 18 (10), S. 1308–1322.
  • Holt, Eva-Maria; Winter, Dominique; Thomaschewski, Jörg (2011): Personas als Werkzeug in modernen Softwareprojekten. In: Usability Professionals 2011. Chemnitz, 10.-14.09.2011. Stuttgart: German UPA. S. 40–44.

Der Prozess Human-Centred Design (HCD) aus der DIN EN ISO 9241-210 (2020) ist sehr allgemein gehalten und muss für eine konkrete Umsetzung immer angepasst werden. Gerade bei der Entwicklung kleiner Internetanwendungen oder der App-Entwicklung mit schnellen Entwicklungsläufen ist ein strukturierter Prozess von Vorteil. Hier soll ein in der Praxis mehrfach erprobter, schlanker Prozess dargestellt werden.

Die Begriffe Usability (Gebrauchstauglichkeit) und User Experience (Nutzererlebnis) sind im HCD wichtige Grundlagen und werden in der DIN EN ISO 9241 beschrieben. Grob gesagt beschäftigt sich Usability ausschließlich mit den pragmatischen Qualitäten während der Nutzung, während User Experience auch den Zeitraum vor und nach der Nutzung mit allen Vorstellungen und Wahrnehmungen betrachtet.

Um eine gute Usability und UX zu erreichen, ist ein strukturierter menschenzentrierter Gestaltungsprozess wichtig. Das Human Centred-Design konzentriert sich auf die Nutzer und deren Erfordernisse und Anforderungen. Es werden aber auch Kenntnisse und Techniken der Arbeitswissenschaft/ Ergonomie angewendet.

Anika Schmitz hat im Rahmen ihrer Bachelorarbeit 2018 zu diesem Zweck einen einfachen und agilen Prozess zur Durchführung des Human-Centred Designs (HCD) am Beispiel der App „Cam Scanner“ gezeigt, der für kleine bis mittlere App- und Internetanwendungen geeignet ist. Die einzelnen Schritte werden in Form von Templates mit Erklärungen und Beispielen dargestellt, so dass sie bei der Entwicklung einer Anwendung vom Entwickler-Team intuitiv eingesetzt werden können. Dieser Prozess ist eine konsequente Weiterentwicklung der schon 2011 veröffentlichten Vorgehensweisen von Holt et al. (2011) und wurde in verschiedenen Unternehmen zwischen 2011 und 2018 angewandt und immer wieder verfeinert.

Schmitz hat als Beispiel eine App genommen, die mobiles Scannen von Dokumenten ermöglicht und abgestuft nach angemeldeten Anwendern und Premium-Nutzern auch noch Zusatzfunktionen bereithält. An diesem Beispiel wurde der agile, templatebasierte HCD-Prozess durchgeführt und es dient damit als verständliche Vorlage für eigene Anwendungen.

Der Prozess von Schmitz (2018) entstand auf der Basis der bekannten HCD-Grafik aus der DIN EN ISO 9241-2010 mit ihren vier Prozessschritten. Anika Schmitz passt die inhaltliche Aufteilung der Prozessschritte etwas an und klammert den vierten Schritt der Evaluation aus. Sie konzentriert sich auf die ersten drei Schritte:

1. Verstehen und Beschreiben des Nutzungskontexts

2. Spezifizieren der Nutzungsanforderungen

3. Erarbeiten von Gestaltungslösungen zur Erfüllung der Nutzungsanforderungen (Prototyp)

Diese drei Schritte übersetzt Schmitz in 9 aufeinander aufbauende Templates die hier Level 1-9 genannt werden.

Allgemeine Hinweise zu den erstellten Templates

Viele Kriterien für das Erstellen von guten Templates sind mit Verwenden der von Schmitz entwickelten Vorlagen schon erfüllt. Dazu gehört das Berücksichtigen des Leseflusses, eine einheitliche und kontrastreiche Gestaltung und vor allem ein logischer Aufbau („der rote Faden“).

Zusätzlich ist es wichtig, auf Übersichtlichkeit, harmonische Farbkombinationen und Druckbarkeit zu achten. Jedes Template braucht außerdem folgende Informationen:

  • Versionsdatum
  • Namen der Ersteller
  • Namen der Tester

Vor dem Start: Kernfragen klären

Bevor die Entwicklung startet, sollten folgende Punkte feststehen:

  • Zielgruppe (Wen?)
  • Funktion (Was?)
  • Umgebung/Kontext (Wofür?)

Dafür muss zunächst die Zielgruppe bestimmt werden. Anschließend wird das Ergebnis anhand von konkreten Beschreibungen in Level 1 als Persona dargestellt.

Die Level 1-9 führen mithilfe der Templates anschaulich und praxisbezogen durch den gesamten Prozess bis hin zum Prototypen. Dadurch kann der Prozess von Schmitz als Anleitung für kleinere Anwendungen verwendet werden.

Wie lange dauert der Prozess?

Das kommt darauf an:

  • Wie komplex ist die Anwendung?
  • Welche Daten liegen vor Beginn schon vor und wie strukturiert sind diese?

Ein eingespieltes Team braucht für alle Level vielleicht nur ein paar Tage von der Idee bis zum Prototypen. Der Aufwand für den templatebasierten Prozess ist auf jeden Fall viel geringer als eine spätere Neu- oder Umprogrammierung.

Zur Bedeutung von Personas

Die am Anfang in Level 1 erstellten Personas sind für den gesamten nachfolgenden Prozess von zentraler Bedeutung. Alle Templates arbeiten mit ihren Daten und der Erfolg des Projekts hängt von ihnen ab. Daher ist wichtig, die Personas mit der nötigen Ruhe und Sorgfalt anzugehen.

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  • Wikimedia – Windows Logo [Online] – 10.12.2020. – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Windows_logo_-_2012.svg.
 Jörg Thomaschewski
Jörg ThomaschewskiProf. Dr.
Jörg Thomaschewski arbeitet an der Hochschule Emden/Leer. Seine Schwerpunkte sind „Agile Software Development“, „Human Computer Interaction“ sowie die Messung und das Management der „User Experience“. Sein Ziel ist eine in der Praxis anwendbare Forschung.
Anika Schmitz
Anika SchmitzMedieninformatik (B.Sc.)
Anika Schmitz ist Medieninformatikerin und hat in ihrer Bachelorarbeit einen templatebasierten Prozess zur Durchführung des Human-Centred Designs entwickelt.
Marie Poenisch
Marie PoenischMedieninformatik (B. Sc.)
Marie Poenisch ist Medieninformatikerin mit den Schwerpunkten User Experience, Webentwicklung und Games. Sie hat den YouTube-Kanal „nordsprech“ und schreibt in der Fachzeitschrift „Spielbox“ über Brettspiele.